Ein Boot mit zwölf Leuten an Bord segelt auf dem Mittelmeer gen Gaza. In Sizilien wurden am Sonntag die Anker gelichtet. Am Freitag war die »Madleen« schon irgendwo zwischen Kreta und Ägypten.
An Bord und unter Deck muss es sehr eng zugehen. Denn nicht nur ist das Schiff alles andere als ein Tanker. Es hat zu allem Überfluss auch noch Hilfsgüter an Bord, mit denen man zur Versorgung der gut zwei Millionen Menschen in Gaza beitragen will.
Das zumindest ist der Plan. Um ihn umzusetzen, muss die »Madleen« nämlich erst einmal die »zionistische Seeblockade« des Gazastreifens durchbrechen und so den Weg frei machen für weitere Hilfslieferungen.
Es ist ein Wettlauf mit der Zeit. Denn sollte die Fahrt länger als geplant andauern, besteht die reale Gefahr, dass die Lebensmittelvorräte auf dem Schiff zur Neige gehen, bevor es überhaupt in Gaza anlegen kann.
Um zu verhindern, dass die Hilfsaktion wirkungslos verpufft, haben die Organisatoren sich ausgewiesene Experten für die humanitäre Arbeit an Bord geholt. Dazu gehören die schwedische Klima- und Palästina-Ikone Greta Thunberg (»Ich will, dass ihr in Panik geratet«), die französische Europaabgeordnete Rima Hassan und die deutsche Aktivistin Yasemin Acar. Letztere dürfte vor allem vielen Berlinern als lautstarke Ruferin von Parolen auf Demonstrationen bekannt sein.
Auch der »Al-Jazeera«-Nachrichtensprecher Omar Faiad ist mit von der Partie. Als Teilnehmer wohlgemerkt, nicht als Berichterstatter.
Israelische Störmanöver
Jeder, der von Freedom Flotillas auch nur den Hauch einer Ahnung hat, weiß: Von zentraler Bedeutung für ihren Erfolg ist es nicht etwa, dass sie am Ziel ankommen. Sondern dass sie die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit genießen.
Bislang hatten die Segler diesbezüglich Glück: Nicht nur schien tagsüber meistens die Sonne, was für eine gute Ausleuchtung der Fotos von Greta am Segelmast sorgte und die Kufiyas richtig schön zum Glänzen brachte. Auch die Internetverbindung hielt – die meiste Zeit lang zumindest -, und das trotz der Störmanöver der »zionistischen Entität«.
Von denen gab es natürlich einige. Schon bevor das Boot überhaupt in die Nähe von Gaza kam, wurde es wie Mücken von Drohnen umschwirrt. Die waren, wie ein Crew-Mitglied zu wissen glaubte, von Israel gebaut worden, um den Livestream zum Erliegen und die Mission an den Rand des Scheiterns zu bringen. Der böse Plan der Zionisten war jedoch ein Schlag ins Wasser des Mittelmeeres, die »Madleen« blieb auf Sendung.
Dass die Crew-Mitglieder nicht nur gemächlich auf dem Mittelmeer schippern, sondern fast rund um die Uhr über ihre humanitäre Arbeit berichten, ist angesichts der Feindseligkeiten keineswegs selbstverständlich.
Israel hat nämlich angekündigt, sie nicht nach Gaza durchlassen zu wollen. Das »Regime in Tel Aviv«, wie es ein Crewmitglied nannte, tut wirklich alles, damit Gretas Törn ein Misserfolg wird.
Die Welt schaut zu und wartet gespannt.